Die ISO 42001 wird im Dezember 2024 genau ein Jahr alt. Da ist noch nicht gar so viele solcher Zertifikate am Markt gibt, habe ich das zum Anlass genommen, einmal näher zu beleuchten, was man mit einem solchen AI Managementsystem eigentlich machen kann.

Einführung: Warum und wofür ist die ISO 42001 relevant?

Die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) schreitet in einem rasanten Tempo voran. Unternehmen, die KI-Lösungen implementieren oder entwickeln, stehen vor neuen Herausforderungen: Der ethische Umgang mit Daten, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und das Schaffen von Vertrauen bei Kunden und Partnern sind nur einige der Aspekte, die berücksichtigt werden müssen. Hier setzt die ISO 42001 an – eine Norm, die ein AI Management System beschreibt und Organisationen dabei unterstützt, den Einsatz von künstlicher Intelligenz effektiv, sicher und transparent zu gestalten.

ISO 42001 beschreibt eine strukturierte und systematische Herangehensweise an das Management von KI und bietet Unternehmen, die KI-Technologien einsetzen, eine solide Grundlage, um Risiken zu minimieren und die Qualität ihrer KI-basierten Prozesse und Produkte zu maximieren.

Was ist das eigentlich – ein AI Management System?

Ein AI Management System (AIMS) nach ISO 42001 definiert einen Rahmen, der die Entwicklung, Implementierung und das Management von KI in Organisationen regelt. Es will gewährleisten, dass der Einsatz von KI in Übereinstimmung mit klar definierten Richtlinien erfolgt, die ethische, rechtliche und technologische Standards beinhalten.

Ein solches Managementsystem bietet eine umfassende Struktur, um sicherzustellen, dass KI-basierte Prozesse nicht nur effizient, sondern auch sicher, transparent und nachvollziehbar sind – und zwar für alle Beteiligten. Es geht dabei nicht nur um die technische Umsetzung, sondern auch um den verantwortungsvollen Umgang mit den gesellschaftlichen und ethischen Auswirkungen der KI.

Bestandteile eines AI Management Systems nach ISO 42001

Ein AI Management System umfasst folgende Aspekte:

  1. Strategische Ausrichtung und Ziele: Unternehmen müssen klare strategische Ziele in Bezug auf ihren Einsatz von KI formulieren. Diese Ziele sollten mit der übergeordneten Unternehmensstrategie in Einklang stehen und die Art und Weise definieren, wie KI die Wertschöpfung beeinflussen kann.
  2. Risikomanagement: KI birgt potenzielle Risiken, wie etwa die Verzerrung von Daten (Bias), Cybersecurity-Probleme oder ethische Bedenken hinsichtlich der Entscheidungsfindung. Ein robustes Risikomanagementsystem ist notwendig, um solche Risiken zu identifizieren und zu minimieren.
  3. Compliance und rechtliche Rahmenbedingungen: Unternehmen müssen sicherstellen, dass der Einsatz von KI den geltenden rechtlichen Vorschriften entspricht, beispielsweise dem Datenschutz oder branchenspezifischen Regularien.
  4. Ethik und Transparenz: Ethische Grundsätze und Transparenz spielen im Zusammenhang mit KI eine zentrale Rolle. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre KI-Lösungen fair, transparent und nachvollziehbar sind. Dies bedeutet, dass die Algorithmen nicht nur effizient, sondern auch auf faire Weise trainiert und implementiert werden müssen.
  5. Schulung und Qualifikation: Ein AI Management System adressiert, dass Mitarbeiter die notwendigen Kompetenzen im Umgang mit KI entwickeln. Schulungen und Weiterbildungsprogramme sind notwendig, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten mit den neuesten Entwicklungen und Best Practices vertraut sind.

Vereinfacht gesagt geht es darum, die organisatorischen Aspekte beim Management von KI angemessen zu berücksichtigen – und nicht ausschließlich einen technischen Blick auf die Dinge zu haben.

Warum sollten Unternehmen ein AI Management System nach ISO 42001 implementieren?

Die Implementierung eines AI Management Systems nach ISO 42001 bietet eine Vielzahl von Vorteilen für Unternehmen, die künstliche Intelligenz einsetzen oder entwickeln:

  • Verbesserung der Effizienz und Qualität: Durch die Standardisierung der Prozesse können Unternehmen sicherstellen, dass ihre KI-Systeme effizient arbeiten und eine hohe Qualität liefern. Ein AI Management System bietet klare Strukturen und Vorgehensweisen, die sich auf die Verbesserung der Ergebnisse auswirken.
  • Risikokontrolle: Mit einem strukturierten Risikomanagement können Unternehmen potenzielle Fehler, Datenverzerrungen oder ethische Verstöße frühzeitig erkennen und angemessen adressieren. Dies reduziert das Risiko, dass KI-Lösungen unvorhergesehene negative Konsequenzen haben oder das Vertrauen von Kunden und Partnern verloren geht.
  • Erhöhte Transparenz und Vertrauen: Ein gut implementiertes AI Management System schafft Transparenz darüber, wie KI-Systeme eingesetzt werden. Dies stärkt das Vertrauen von Kunden, Partnern und der Öffentlichkeit, da nachvollziehbarer wird, wie Entscheidungen getroffen werden und welche Daten genutzt werden.
  • Einhaltung gesetzlicher Vorgaben: KI-Nutzer wie -Anbieter stehen zunehmend unter regulatorischem Druck. Die ISO 42001 hilft Unternehmen dabei, sicherzustellen, dass sie die geltenden Vorschriften, insbesondere im Bereich Datenschutz und ethischer KI, einhalten. Ein Beispiel ist der EU AI Act, dessen Vorgaben man mit der ISO 42001 umsetzen kann.
  • Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die ein AI Management System nach ISO 42001 implementiert haben, sind besser aufgestellt, um sich im Wettbewerb zu differenzieren. Kunden und Geschäftspartner bevorzugen Unternehmen, die nachweislich verantwortungsvoll und sicher mit KI umgehen.

Und welchen Nutzen haben Unternehmen aus einer ISO 42001-Zertifizierung?

In einem zunehmend globalisierten und digitalisierten Umfeld bietet eine Zertifizierung nach ISO 42001 den Unternehmenverschiedene Vorteile:

  1. Nachweis der Kompetenz: Eine ISO 42001-Zertifizierung belegt, dass ein Unternehmen über die notwendige Systematik und Prozesse verfügt, um KI verantwortungsvoll und effektiv zu managen. Dies kann das Vertrauen bei Kunden, Partnern und Investoren stärken.
  2. Marktzugang und Partnerschaften: In bestimmten Branchen kann eine Zertifizierung nach ISO 42001 die Voraussetzung dafür sein, um überhaupt Zugang zu bestimmten Märkten oder Partnerschaften zu erhalten. Unternehmen, die zertifiziert sind, haben in der Regel einen leichteren Zugang zu neuen Geschäftsmöglichkeiten.
  3. Rechtssicherheit: Die Zertifizierung hilft dabei, dass Unternehmen ihre KI-Systeme im Einklang mit geltenden rechtlichen und ethischen Vorschriften betreiben können. Dies reduziert das Risiko von rechtlichen Auseinandersetzungen oder Bußgeldern, die durch den unkontrollierten Einsatz von KI-Systemen entstehen könnten.
  4. Stärkung der Reputation: Eine ISO-Zertifizierung ist ein klares Signal an den Markt, dass ein Unternehmen seine Prozesse und Systeme ernsthaft und professionell betreibt. Dies stärkt erfahrungsgemäß die Reputation des Unternehmens und fördert das Vertrauen der Stakeholder.

Fazit

Die ISO 42001 bietet Unternehmen, die KI einsetzen, ein methodisches Vorgehen, um neben der technischen Faszination auch die organisatorischen Aspeke – hier vor allen Dingen den verantwortungsvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz – angemessen zu berücksichtigen. Ein AI Management System nach ISO 42001 hilft, Risiken zu kontrollieren, die mit Entwicklung und Nutzung von KI-Systemen einhergehen. Dabei ist der Standard für alle Arten von Rollen – KI-Entwickler, Provider und Nutzer – gleichermaßen hilfreich.

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